Nach dem autobiografischen Buch von Jeannette Walls
Inhalt
Jeannette Walls arbeitet als Kolumnistin in New York. Sie begleitet ihren Partner bei einem Geschäftsessen, als sie auf dem Weg nach Hause ihre Eltern sieht, die in Mülltonnen wühlen. Sie erinnert sich zurück an ihre Kindheit, in der sie von Geburt an in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen ist, da ihre Eltern keinen festen Beruf haben. Ihre Mutter ist Künstlerin und ihr Vater ist alkoholkrank, sodass sie mit ihren drei Geschwistern ständig auf der Flucht vor den Behörden leben muss. Ablenken lässt sie sich von den Träumereien ihres Vaters, der eines Tages für seine Familie ein Schloss aus Glas bauen möchte. Mit zunehmenden Alter zweifelt sie jedoch an ihren Eltern und so verlässt sie ihre Familie und verdrängt ihre Kindheit. Als erwachsene Frau kehren diese Erinnerungen zurück und sie fängt an zu begreifen, dass nicht alles schlecht war…
Meinung
Das Schloss aus Glas ist ein Drama von Destin Daniel Cretton. Es ist ein sehr emotionaler Film über das Leben einer Familie, die in Armut lebt, aber auch Hoffnung und Träume hat. Egal, wie schlecht es ihr ging, sie hat nie aufgehört zu träumen. Doch die Alkoholsucht des Vaters warf immer einen dunklen Schatten über das Leben der Familie, Streiterein blieben nicht außen vor und so erleben wir viele Höhen und Tiefen.
Brie Larson verkörpert die erwachsene Jeannette Walls und spielte die Rolle sehr authentisch. Man taucht ein in das Leben von Jeannette und denkt erstmal “irgendwann findet sie schon mit ihrer Familie ein Heim und kann zur Schule gehen”, aber schon nach der ersten Flucht vor den Behörden verschwindet dieser Gedanke, so schnell wie er auch gekommen ist, denn Fakt ist, Jeannette hatte nie ein richtiges Zuhause. Auch ihr Vater, gespielt von Woody Harrelson, wirkt erst lässig und kreativ, aber irgendwann bröckelt das Bild und man sieht erschreckende Erziehungsmethoden und die Alkoholsucht… Selbst ihre Mutter, gespielt von Naomi Watts, kann sich nicht wirklich durchsetzen geschweige denn ihn verlassen. Im Gegenteil: Sie wirkte auf mich eher hilflos und als Mitläufer von allem. Umso schlechter es Jeannette und ihren Geschwistern ging, umso stärker wurde die Verbindung zwischen den Kindern. Sie sind jederzeit füreinander da und helfen sich, auch als die Eltern ein paar Tage wegfahren und sie bei den Großeltern unterkommen (… glaubt mir, sie lebten dort nicht besser, eher schlimmer). In den Szenen dort wird nämlich deutlich, dass Jeannettes Vater auch eine nicht so schöne Kindheit hatte. Was natürlich keine Entschuldigung für sein Verhalten ist…
Als Erwachsene wird Jeannette konfrontiert und muss sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen und man ist dabei, wie sehr sie darunter leidet. Selbst als erwachsene Frau wird sie nicht richtig ernst genommen, muss erklären, warum sie ihren Partner heiraten will… (Jeannettes Mann fand ich übrigens auch nicht sympathisch), doch nach und nach stellt sie fest, das ihre Kindheit nicht komplett daneben war, denn sie war Rex’ Liebling und er konnte seiner Alkoholsucht für kurze Zeit widerstehen und hat Arbeit gefunden, was zu einem sehr harmonischen Familienleben führte. Selbst als Jeannette die Familie verlassen hatte, war er für sie da. Ob die Familie ihr Schloss aus Glas gebaut hat, verrate ich an dieser Stelle nicht. Auf jeden Fall war es ein Traum, der die Familie lange beisammen gehalten hat. Ein Traum voller Hoffnung.
Der Film hat mich erschüttert, schockiert, aber auch sehr berührt. Über die schauspielerische Leistung kann ich nicht meckern. Mir hat auch der Wechsel von Gegenwart und Vergangenheit gefallen, die einzelnen Szenen passten wunderbar zusammen. Für mich gehört dieser Film eindeutig zu meinen persönlichen Kino-Highlights 2017.
Fazit
Ein sehr emotionaler Film, der das Herz berührt und zeigt, was wirklich wichtig ist und dass man nicht vor etwas weglaufen, sondern sich den Problemen stellen sollte.
Fakten
Laufzeit: 128 min
FSK: 12 Jahre
Regie: Destin Daniel Cretton
Drehbuch: Destin Daniel Cretton
Produktion: Ken Kao, Gil Netter
Musik: Joel P.West
Kamera: Brett Pawlak
Schnitt: Nat Sanders
Besetzung: Brie Larson, Woody Harrelson, Naomi Watts, Sarah Snook, Josh Caras, Brigette Lundy-Paine
Eure Stef